BuchveröffentlichungÂ
„Meine FĂŒhrer und die aller Menschen, die irgend in der Welt herumtappen, sind in Wahrheit die folgenden zwei: der Vorwitz, welcher alles durchstöbert, und das alteingewurzelte Vorurteil, das den Trugbildern der Welt den Schein der Wahrheit leiht. Wer ihnen mit vernĂŒnftigem Sinne folgen will, der wird wie ich erbĂ€rmliche Verwirrungen seines Geschlechts erblicken. Und sollte es ihn anders dĂŒnken, so mag er wissen, daĂ die Brille des allgemeinen Irrtums, durch die er stets das Gegenteil von allem sieht, auf der Nase sitzt.“
Jan Amos KomenskĂœ / Johann Amos Comenius:  »Labyrinth sveta a raj srdce / Labyrinth der Welt und Paradies des Herzens«
Autor: Stalla, Bernhard Josef:
Titel: Das Labyrinth der Welt: EinfĂŒhrung in die philosophische Weisheit und pĂ€dagogische Ordnung der Schrift „Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzen“ von Johann Amos Comenius (1592-1670)
Verlagsort: Regensburg
Verlag: S. Roderer
Erscheinungsjahr: 2004
Seitenzahl: 340 S.
Beigaben: mit 35 Abb.
Dokumenttyp: gedruckte Monographie
Reihe: Theorie und Forschung. Band 47: Philosophie
ISBN: 9783897834323
Buchinhalt: Der tschechische Philosoph, Theologe und PĂ€dagoge Jan Komensky, mit lateinischen Namen Johann Amos Comenius hat als Schulreformer, Bischof und Schriftsteller sowohl bedeutende literarische wissenschaftliche Werke verfasst, als auch konkrete pragmatische Werke und Problemlösungen fĂŒr die Verbesserung menschlicher Bildungsmöglichkeiten, fĂŒr die VerĂ€nderung sozialer Probleme und fĂŒr die Stiftung von Frieden zwischen den Menschen erarbeitet. Die PĂ€dagogik des Comenius hat uns heutigen Menschen viel zu sagen, wenn wir bereit sind, den Menschen und die Welt im Kontext einer universalen Ordnung der Weisheit zu sehen und die Schöpfung Gottes anzuerkennen, die den Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes fĂŒr die Verantwortung fĂŒr das Dasein aller Lebensformen und Wesenheiten einbindet. Das Labyrinth der Welt und der Lustgarten, das Paradies des Herzens also so lautet die Prosaschrift des Johann Amos Comenius, die im Jahre 1623 auf Grund persönlicher Lebenserfahrungen entstanden ist. In eindrucksvoller Weise wird hier ein Bild des Lebens und der Welt entworfen, das ĂŒber die fundamentalen Einsichten des Comenianischen WeltverstĂ€ndnis aufklĂ€rt und einen Zugang zu den wissenschaftlichen GrundĂŒberzeugungen liefert. Das Buch versucht die Intentionen dieser Schrift herauszuarbeiten und fĂŒr die aktuelle Lesbarkeit neue AnknĂŒpfungspunkte an Ideen des Comenius zu ermöglichen
Schlagwörter: Tschechische Literatur; Labyrinth der Welt; Paradies des Herzens; Barockzeit, Philosophie; Literaturwissenschaft; Bildungstheorie; Jan Amos KomenskĂœ; Johann Amos Comenius;
Buchbesprechung
Prof. Dr. Maria-Anna BĂ€uml-RoĂnagl
Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen,
Department fĂŒr PĂ€dagogik und Rehabilitation
LeopoldstraĂe 13 / 80802 MĂŒnchen /Tel 089/2180/5103
e-mail : baeuml-rossnagl@lrz.uni-muenchen
3.9.2004
Rezension zur Publikation von Dr. Bernhard Stalla :
„Das Labyrinth der Welt“
EinfĂŒhrung in die philosophische Weisheit und pĂ€dagogische Ordnung der Schrift „Das Labyrinth der Welt und das Paradies der Herzens“ von Johann Amos Comenius (1592 – 1670) Erschienen 2004 bei S. Roderer Verlag / Regensburg in der Reihe Theorie und Forschung Bd 811 – Philosophie Bd 47
Inmitten der labyrinthischen Wirrnis des aktuellen Zeitgeschehens legt der profunde Comeniuskenner Dr. Bernhard Stalla eine quellentexttreue Rezeption des Comenianischen Herzenswerkes“ Das Labyrinth der Welt und das Paradies der Herzens“ (orig. 1623) vor. Wenn auch kein unmittelbarer lebens- bzw. berufsbiographischen Zusammenhang zwischen den philosophischen und pĂ€dagogischen Zielsetzungen von Johann Amos Comenius (1592-1670) erschlossen wurde, so sind die Motive des Welterlebens und die Paradigmen der WelterklĂ€rung doch gleichsam eine Folie des Verstehens der gegenwĂ€rtigen Lebens- und Wirkungszeit.
Wenn J. A. Comenius in seiner trostsuchenden Labyrinthstudie auf eindrucksvolle Weise das labyrinthische Bild der Welt metaphernhaft zeichnet und das Durchschreiten irdischer Lebenserfahrungen symbolisch deutet, so erschlieĂt er damit anschaulich fundamentale Einsichten in die menschliche Existenz. Mit diesem Anliegen hat auch der Rezipient Dr. Bernhard Stalla die Intentionen dieser Schrift fĂŒr die aktuelle Lesbarkeit herausgearbeitet, was angesichts der globalen Ungewissheiten und handlungsethischen Unsicherheiten eine orientierungsweisende Funktion hat. Denn die Fragen nach sinnhafter Verankerung von LebensvorgĂ€ngen und Bildungsmassnahmen sind angesichts der lebensbedrohlichen globalen Situation zum weltweiten Problem geworden.
Mit auĂerordentlichem Engagement hat der Verfasser die historischen Quellen recherchiert, um eine Gesamtsicht des Comenianischen Welt-Labyrinths fĂŒr den Leser nachzuzeichnen. In zahlreichen Orginalzitaten kommt Comenius in inhaltlicher DetailfĂŒlle selbst zur Sprache, wobei sowohl ein reprĂ€sentativer Literaturbezug zur pĂ€dagogisch-historischen Fachexpertise wie auch zur aktuellen philosophisch-pĂ€dagogischen Fachliteraturszene diskursiv einbezogen wird; der umfangreiche wissenschaftliche Anmerkungsapparat bietet dazu aufschlussreich die wesentlichen literarischen Fundstellen. Fach- und methodenkundig hat sich Dr. B. Stalla der Aufgabe einer umfassenden geistigen ErschlieĂung dieses philsophisch-literarischen Grundlagenwerkes von J. A. Comenius angenommen.
Auch im Focus des neuerlich wieder aufblĂŒhenden pĂ€dagogischen Interesses an geisteswissenschaftlichen „UrvĂ€tern“ der humanen Bildungstradition ist diese von Dr. B. Stalla vorgelegte Zusammenschau der metaphernreichen PrimĂ€rliteratur ein dokumentarisch neu erschlossener historischer Fundus fĂŒr die aktuelle pĂ€dagogische und kulturpĂ€dagogische Theoriebildung; ein quellentreuer RĂŒckgriff auf das geistige Grundlagenopus des zwar zahlreich, aber inhaltlich noch nicht hinreichend rezipierten groĂen Vertreter der abendlĂ€ndischen Bildungstradition J. A. Comenius ist mit dieser Comenianischen Labyrinthstudie in angenehmer Lesemanier möglich.
Die von Herrn Dr. B. Stalla vorgestellten Konzeptideen von „Das Labyrinth der Welt“ (orig. 1623) fĂŒr eine anthropologisch orientierte BegrĂŒndung zum basalen Bildungsgeschehen erschlieĂen dem historisch interessierten PĂ€dagogen wesentliche entwicklungsgeschichtliche Kontexte, die fĂŒr die aktuelle Theoriebildung bedeutsam sind. Die Key Ideas “ Ordnung der Weisheit“ – „Labyrinth der Welt“ – „Paradies des Herzens“ werden sowohl hinsichtlich der begrifflichen Tradition wie auch in der Comenianischen Verwendung aspektreich expliziert. Ideelle und thematische Zielsetzungen , entstehungsgeschichtliche, anthropologische und kosmologische Dimensionen der menschlichen Lebens-Labyrinthwanderung sind in symboltrĂ€chtiger bzw. allegorischer Schilderung entfaltet. Die entsprechenden Weltbildanalysen werden im Kontext zeitgeschichtlicher Autoren erörtert und die christliche Botschaft im Sinne des „Trostbuches“ in beseeligender Intention erhellt. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Glaubenslehre sowie der religiösen Erziehung bei Comenius gemÀà dem „Labyrinth der Welt“. Von eindringlicher AktualitĂ€t ist die Erkundung friedenspĂ€dagogischer Intentionen und die Fragestellung zur Gerechtigkeit und Freiheit, wie sie Comenius im „Labyrinth der Welt“ erlĂ€utert hat.
Im Sinne der InterdisziplinaritĂ€t und der pĂ€dagogischen Aktualisierung hat Dr. B. Stalla die Dokumentation einer Unterrichtseinheit zum Comenius „Labyrinth der Welt“ in einer Grundschulklasse dargestellt, die von besonderer OriginalitĂ€t und Animationskraft zur didaktischen Reflexion sowie Praxeologie des Europagedankens in den Schulen sein dĂŒrfte. Der Ansatz eines bildungsinstitutionen-ĂŒbergreifenden Labyrinth-Konzeptes ist im Zuge aktueller Diskussionen zum Erwerb von allgemeinbildenden SchlĂŒsselqualifikationen diskussionwĂŒrdig; der Verfasser dieser Studie hat auch mit dieser originĂ€ren Grundlagenarbeit dazu einen wichtigen historischen Theoriebestand im Sinne der Comenius-Rezeption quellentextgerecht aufbereitet.
Am Labyrinth-Symbol hat Comenius in seiner Schrift die Fundierung der Theoriebildung innerhalb von allgemeiner PÀdagogik in Vernetzung mit Handlungsdisziplinen wie SchulpÀdagogik, SozialpÀdagogik und Erwachsenenbildung erstmalig verdeutlicht und zugleich die Basisdisziplinen Philosophie, Psychologie, Soziologie, Theologie, Medizin, Biologie als kontextuales Wirkungsfeld veranschaulicht. Die Verbindung einzelner Wissenspotentiale aus den Wissenschaften mit den konkreten Handlungsanforderungen in den pÀdagogischen Praxisfeldern herzustellen ist Aufgabe des Labyrinthwanderers : als individueller Mensch, als PÀdagoge, als Lehrer und Erzieher, als Politiker und Kleriker. Das bildtrÀchtige und zugleich diskursive Eindringen in dieses humane Theorem wird durch die detailreichen Explikationen von Dr. B. Stalla zur Comenianischen Labyrinth-Schrift ansprechend verdeutlicht.
Mit dieser Labyrinth-Rezeption ist es Herrn Dr. B. Stalla dankenswerterweise gelungen, die anthropologischen Paradigmen der Erziehungslehre und Bildungstheorie von J. A. Comenius in knapper, den Leser ansprechend informierender Weise, auf der Basis von PrimĂ€rquellen wie auch unter Einbezug von SekundĂ€rliteratur sorgsam nachzuvollziehen. Die umfangreiche und aus unterschiedlichen PrimĂ€rquellen zusammengestellte Dokumentation bietet einen originĂ€ren Quellenbestand zu den konzeptionellen Aussagen, welche einen hoch einzuschĂ€tzenden Fundus fĂŒr die hermeneutisch-kritische Auseinandersetzung mit der Bildungstheorie von J A. Comenius bereitstellt.
Summary
In his book âThe Labyrinth of the Worldâ the German Comenius-expert Bernhard Stalla (PhD) gives a solid introduction into the philosophical prudence and educational order of the text âThe labyrinth of the world and the paradise of heartâ by Jan Amos Comenius (1592-1670).
The schoolmaster and preacher, Comenius, wrote this book in Czech in 1623, after the Battle of the White Mountain, which conformed the triumpf of the House of Austria and the Counter-Reformation party throughout the lands of the Bohemian crown. As a Protestant preacher, Comenius was proscribed and lived in hiding for another ten years in remote districts, before leaving his country for ever. Comenius lost his wife and two children during the âThirty-Years-Warâ between 1618 and 1648. In order to cope with these bereavements he wrote the text âThe labyrinth of the world and the paradise of the heartâ in 1623. A pilgrim, who wishes to visit the world in order to choose his vocation views all the ranks and occupations of mankind, and finds shames and confusion reigning everywhere. Finally, he withdraws from the world to focus on his inner self and, as a true Christian finds solace in conversation with Jesus Christ. Comenius draws a masterpiece picture of the world in his labyrinth-study, looking for solace, using metaphors and symbols to explain the road of human life and the experience of human beings.
With great scientific commitment Mr.Stalla researched historical facts and shows his readers all aspects of the Comenian world-labyrinth. With remarkable orginality, great insight into didactical reflection and practical reviews of European cultural traditions, Mr. Stalla documents a primary school teaching-projekt on Comenius âlabyrinth of the worldâ
In the present volume, the author endeavoured to present the text âThe labyrinth of the worldâ with the intention to illustrate certain aspects of Comeniusâ pedagogy.